Wenn das Bimmeln deines Handys deine ganze Aufmerksamkeit klaut und deine Finger magisch zum Touchscreen angezogen werden.... Was passiert da gerade? Wirkt da eventuell eine unbewusste Hoffnung, eine irreversibel lebensverändernde Meldung könnte eingegangen sein?
Zumindest wird Deine Sehnsucht vermeintlich gestillt, in Kontakt zu sein mit der Welt. Soviel verspricht Dir die digitale Welt, ganz ohne eigene Anstrengung und Widmung ein intimes Erlebnis zu erhalten....kann man es doch im eigenen Bett erhalten. Aber stimmt das wirklich? Gib's doch zu: Eine klangheimlich einschleichende Leere hat sich eingefunden, weil du dich unmerklich von "wahren" Menschen zurückgezogen hast. Ist halt so,
das GPS ist schneller und so praktisch, um eine Adresse oder einen geeigneten Handwerker zu finden, statt fleischliche Erdenbewohner life anzufragen. Weil wir das Gemüse bequem übers Internet in unser Heim bestellt haben und den wiederkehrenden Kontakt am Marktstand nicht mehr pflegen. Weil wir damit bekannterweise soviel Zeit einsparen, und sie dafür bei Facebook, Spielen und interessanten Youtubevideos vergeben. Weil wir im Bus nicht mehr ein lockeres Gespräch führen, sondern unser Touchscreen aufsuchen, ergibt die Summe aller einzelnen Aktionen doch ein beträchtliches Niveau an Zwischenwelt-Erfahrung.
UNSER GEHIRN STECKT IN EINEM AKUTEN WIDERSTREIT
Unser Verhalten bringt unser Hirn dazu, dass sich die verschiedenen Hirnbereiche gegenseitig irritieren: Das autonome Nervensystem nimmt unbewusst die Meldungen immerzu als Flucht-, Kampf-, Schock- oder Kontaktaufforderung, während unser Grosshirn es als nüchterne Informationen abtut. Währenddessen ist unser Reiz - Filtersystem auf Hochtouren beansprucht, schneller, häufiger und besonders heftiger kommen Informationen in unser Hirn an. Und all dies unter Dauerbeschuss von Hertzfrequenzen, welches das natürliche elekramomagnetische Feld hochgradig verändert. Das hinterlässt Spuren....
WIR VERTAUSCHEN TIEFE MIT INTENSITÄT
Wir verarmen in unserer Fähigkeit, fokussierte Body to Body Kontakte zu erleben und auch auszuhalten. Unsere soziale Interaktion wird immer oberflächlicher, stumpfer und beinhaltet weniger Varianten und Verhandlungsmöglichkeiten, haben wir es einfach nicht erlernt oder verlernt, in einer echten Interaktion mit dem Gegenüber zu treten, wo direkt empfunden und erwidert wird, was passiert.
Ungeschmikt, nackt, ohne Bildschirm oder Tastatur dazwischen.....Wieviele Paare klagen über eintönigen Sex oder keine inhaltsvolle Gespräche mit den Menschen, die man eigentlich irgendwann selbst fürs Zusammenleben ausgewählt hatte und magisch angezogen war? Wir vertauschen Tiefe mit Intensität und zahlen dafür den Preis, uns selbst nicht mehr zu spüren, wer wir sind, was wir wirklich wollen, was uns wirklich wesentlich ist, erfreuen uns dafür vielen sich aneinandergereihten Kicks, denen wir unsere Aufmerksamkeit schon verschrieben haben. Hauptsache es fühlt sich nach überhaupt etwas an, das die innere Leere überdeckt....
WIR BRAUCHEN UNSERE UMWELT, UM UNS GANZ ZU FÜHLEN
Ja, für innere und äussere Erfahrungen aus der physischen "ersten Welt" dürfen (oder müssen) wir uns bewusst entscheiden, uns direkt den einfachen Begegnungen des alltäglichen Lebens wieder zu öffnen und den kleinen, unscheinbaren Empfindungen wie einem Lächeln, dem Duft der Erde, dem Windhauch an den Wangen, der Atembewegung oder einem ehrlich gemeinten "Hej, wie geht's?" nachzugehen. Beobachten, aufmerksam und mit sich und dem Gegenüber verbunden sein wie damals als Kind, als wir die den Schneckenspuren an der Wand nachgingen, um zu schauen, ob wir die Schnecken noch fänden, um sie uns einander anzuschmeissen....
Dann sind wir gefordert, uns der Versuchung zu widersetzen, sich diesem wichtigen vielversprechenden Ding namens Handy zuzuwenden und stattdessen einen Moment der Achtsamkeit uns selbst zu schenken. Eigentlich so einfach, und gerade deswegen so gefährlich, diesen Moment im Hier und Jetzt zu übersehen und im eigenen Leben zu verpassen.
SELBSTBEFRAGUNGSTEST
Machen Sie den Selbstbefragungstest, wie selbstbestimmt oder abhängig sie sich in der digitalten Zwischenwelt verhalten.