Einem Reiz zu folgen, geschieht reflexartig. Das haben wir schon als Baby in den ersten Monaten gemacht, der warmen Stimme zu folgen, welche uns ansprach.
Interessant ist es, ob wir als Baby die Erfahrung machen durften, gehalten und ausgehalten geworden zu sein, als wir unsere Stimme erhben hatten. Fühlten wir uns willkommen geheissen, weil da einfach Mama und Papa da waren, welche für uns sorgten? Wir konnten hoffentlich auch die Erfahrung machen, dass es sich lohnt, laut zu schreien, weil dann auch eine Lösung kam und sich danach alles wieder entspannen konnte.
Dann machen wir unsere ersten Prägungen unseres späteren spirituellen Bewusstseins, sich eingebettet oder dem Universum ohnmächtig ausgeliefert zu sein. Auf jeden Fall sind wir als Säugling den äusseren Reizen ausgeliefert und erst gerade am Lernen, dem Angenehmen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sowie das Unangenehme zu vermeiden.
VERKÖRPERTES SEIN IST UNSER GLÜCKSEMPFINDEN
Die prägende Erfahrung, dass alles da ist, was man braucht und darüber hinaus noch genussvolle sinnliche Intimität erlebt werden kann, ist das Lebenspotential, das in jedem geborenen Menschen als Samen steckt und unbewusst aus unserer Natur her angestrebt wird. So hätte es zumindest die Natur für uns ausgedacht: Die Tiere machen es uns vor.
Die Reize, welche unser Bewusstsein erreichen, sollen uns nähren, stimulieren, uns am Leben teilhaben lassen, sodass unser Hirn damit weiter angestupst wird, sich zu entwickeln, zu gedeihen und in seine Kraft kommen. Erstaunlich, was ein kleiner Reizlaut auslösen kann! Vor der Zeit der digitalisierten Klangwelt schafften es bisher sonst nur schreiende Babys, eine stöhnender Körper oder ein Kampfschrei, den eigenen Körper in Wallungen oder Bewegung zu bringen. Wir machten eine ganzheitliche Erfahrungen und erzählten uns am Lagerfeuer, was es heisst, auf den Reiz mit Leib und Seele zu geantwortet zu haben. Körper, Gemüt und Seele antworteten zusammen kohärent auf das Signal. Ganz natürlich entwickelte sich unsere Wahrnehmung mit allen Anteilen verbunden und in einem ihr angemessenem Tempo.
WO ENTSTEHT DAS GEFÜHL DER ENTFREMDUNG?
Die Kette ist bekanntlich so stark wie sein schwächstes Glied, heisst es in einem Sprichwort. Uns so ist es auch mit unserem Gehirn: Wenn alle unsere Hirnbereiche genügend Verbindungen untereinander herstellen können, bekommen wir ein Gefühl des angenehmen Daseins in Verbundenheit und Einklang mit der Umwelt und dem Leben selbst. Dann entsteht das Gefühl, den eigenen Platz im Hier und Jetzt gefunden zu haben. Wenn aber ein Hirnbereich übermässig stimuliert wird, und ein anderer davon abgekoppelt ist, schleicht sich ein Gefühl der Entfremdung ein, ohne dass man sich zunächst bewusst wird. Wenn Dinge zu heftig und zu schnell geschehen, kann sich unser System nicht von selbst regulieren und wir bleiben irgendwo stecken mit unserer Wahrnehmung. Wir löschen sie sogar aus, wenn es gar zuviel ist, um das Überleben abzusichern. Dann funktioniert nur noch das Reiz - Beantwortungssystem, obwohl schon unsere innere Existenz sich zurückgezogen hat.
GOOD NEWS - UNSER KÖRPER SUCHT INSTINKTIV NACH ENTSPANNUNG
Wenn genügend Ressourcen und Sicherheit vorhanden sind, "entscheidet" sich unser Nervensystem - vorausgesetzt, wir erlauben es uns, wünschen uns ein selbstbestimmtes Leben und sind offen zu lernen - das Leben in unsere Wahrnehmung einzulassen. Das kann mitunter als radikal und bedrohlich wahrgenommen werden, wenn wir nicht gelernt haben, unsere Körper- und Gefühlsimpulse richtig zu interpretieren. Ein geschulter Therapeut nimmt dann die Rolle eines "Hirn-Dolmetschers" ein. Diese Erfahrung kann sehr heilend sein, Orientierung zu bekommen und nicht mehr alleine in dieser verwirrenden Existenz zu verrharren. Hier beginnt das gefühlte Ankommen im eigenen Körper und in ein selbstbestimmtes Dasein.
WIR HABEN DIE WAHL DAS NÜTZLICHE UND ANGENEHME ZU WÄHLEN
Dank unserem Denkvermögen, können wir im Vergleich zu den Tieren diese Mechanismen verstehen und eine kreative Entscheidung treffen.
Polen wir es einfach um: Beim nächsten nicht zu vermeidenden, ablenkenden Reiz irgendeines Geräts können wir als Aufforderung nehmen, in uns Hineinzuhorchen und zu spüren, wie das Leben sich in uns gerade präsentiert: Wie sich unser Körper gerade jetzt anfühlt, wie der Atem gerade geht, in welcher Stimmung wir gerade sind, was uns gedanklich gerade beschäftigt und wie wir einen inneren Beoachter in uns haben, welcher unser derzeitiges Bewusstsein beleuchten kann, ohne etwas zu beurteilen.
AUS DER SACKGASSSE IN DIE LEICHTIGKEIT DURCH PERSPEKTIVENWECHSEL
Dann geschieht etwas Magisches: Deine Wahrnehmung verschiebt sich. Du entdeckst etwas Neues, Weiteres, das deine Perspektive der Realität erweitert, ohne dass du das Alte ankämpfen oder verlassen musst. Dann musst du lächeln und fragst dich, warum du es nicht schon vorher so sehen konntest. Hier beginnt die eigentliche Selbstbestimmung, aus dem inneren Beobachter heraus, die Welt einzuverleiben, so wie es dir gefällt und dir entspricht.
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